JOE BONAMASSA - THE GUITAR EVENT OF THE YEAR

THE GUITAR EVENT OF THE YEAR
JOE BONAMASSA
live in concert

Ich habe mal einen nicht ganz unbekannten Musiker fotografiert. Der wechselte nach jedem Titel seine Gitarre. Und obgleich er hinter der Bühne jemanden hatte, der seine Instrumente vorbereitete, musste er die Gitarren vor jedem Titel noch einmal gefühlte fünf Minuten nachstimmen. Das war irgendwie sehr nervig und machte das ganze Konzert kaputt. Was das alles mit JOE BONAMASSA zu tun hat? Nun auch JOE wechselt nach jedem Titel seine Gitarre, aber bei einem JOE BONAMASSA ist eben nicht nur auf der Bühne alles perfekt sondern auch dahinter. Denn ein Nachstimmen der Gitarren war nicht notwendig.

Es mag nicht jeder Manns Sache sein, dieser Perfektionismus. Blues im Maßanzug gespielt, eine riesige Marketingmaschine im Hintergrund und Ticketpreise bis zu 180 EURO. Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Zwei Konzerte im Berliner Tempodrom, beide nahezu ausverkauft. Dass auch ein JOE BONAMASSA dabei seinen eigenen Hang zur Vollendung mit einem Augenzwinkern betrachten kann, bewiesen wieder einmal die Zettel, die an allen Türen des Tempodroms angebracht waren.

„Das Konzert beginnt 19:57 Uhr. Es gibt keine Vorband und keine Pause.“

Und wie sollte es auch anders sein? Die Show begann auf die Sekunde genau drei Minuten vor Acht. Dass einige der Besucher die Ankündigung offensichtlich übersehen hatten war sehr ärgerlich. Denn als das Intro (Ring of Fire - Johnny Cash Cover) begann, hatten noch längst nicht alle ihre Plätze gefunden. So herrschte im Tempodrom eine Unruhe, die sich erst nach zehn bis zwanzig Minuten legte. Die Location war komplett bestuhlt. Für ein Blues-Konzert eher ungewöhnlich, doch BONAMASSA spielt Headliner-Shows in Hallen fast ausschließlich mit Sitzplätzen. Und so musste sich der arg gestresste Fotograf in mir nicht nur mit einer Position ca. 50 Meter von der Bühne entfernt begnügen (denn natürlich gab es keinen Fotograben), sondern auch noch mit ständig im Bild herumlaufenden Köpfen herumschlagen.

Die Hardcore-Fans allerdings hatten sich schon ca. ein halbe Stunde vor der Bühne positioniert und fachsimpelten über das Equipment des Meisters. So vertieft waren sie in ihre Gespräche und Fotos, dass auch sie letztlich von den Ordnern auf ihre Plätze verwiesen werden mussten.

Auf der Bühne gab es dann eine Mischung aus eigenen Titeln und einer Vielzahl von Cover-Titeln bekannter Größen. BONAMASSA, der schon als Vierjähriger auf einer eigens für ihn gebauten Gitarre (sein Vater besaß ein Musikgeschäft) übte, fand als Siebenjähriger zum Blues und stand bereits mit Zwölf mit seinem großen Vorbild B.B. King auf der Bühne. So war es nicht verwunderlich, dass es auch zwei B.B. King-Titel auf die Set-List schafften. Daneben gab es Songs von Freddie King, Albert King, Jimi Hendrix, Moloch und Tim Curry zu hören. Diese Vielzahl der Cover-Songs in der Set-List mag etwas befremdlich anmuten wenn man weiß, dass BONAMASSA selbst auch schon über 150 eigene Songs geschrieben und knapp zwei Dutzend Alben veröffentlicht hat. Aber der Abend stand ja unter dem Motto „THE GUITAR EVENT OF THE YEAR“. So mag dieser Mix durchaus gerechtfertigt sein, ebenso wie das Motto selbst, dass sich auf die Fahnen zu schreiben, wohl nur zwei Handvoll Musiker weltweit erlauben können. JOE BONAMASSA gehört zweifelsohne dazu.

Das Bühnenbild blieb spartanisch aber die Show lebte vom Gitarrenspiel BONAMASSAs, so dass eine opulente Bühne wohl eher störend gewirkt und von der Musik abgelenkt hätte. Neben Bass, Piano/Keyboard und Drums standen auch noch zwei Bläser mit auf der Bühne, die den Soundteppich der Gitarren gekonnt untermalten. Der Sound insgesamt war – wie sollte es auch anders sein – perfekt abgemischt und lies keine Wünsche offen. Alles in allem ein sehr gelungener Abend und einem Jeden zu empfehlen, der es sich denn leisten kann, eine Eintrittskarte zu bezahlen.

(Zum Vergrößern bitte in die Bilder klicken!)

Fotograf: z0araha5a