WAVE GOTIK TREFFEN 2013

Schon zum 22. Mal fand am Pfingstwochenende 17.-20.5.13 der Höhepunkt des Jahres der deutschen dunklen Szene, das Wave Gotik Treffen, in Leipzig statt. Wie schon vorige Jahre gewohnt, gab es auch dieses Jahr ein weites Spektrum von Veranstaltungen u.a. in Bereichen Musik, Lesungen, Clubpartys und Outdoor-Events. Knapp über 20.000 Freunde der Gothic-Kultur feierten dieses Mal das WGT-Wochenende bis auf Freitag auch bei bestem Wetter, was immer ein großes Plus ist. Enttäuschungen gab es kaum, sowohl bei Bands, Sound als auch Locations an sich, und im Großen und Ganzen kann man nur sagen: Das Wochenende wurde gut verbracht! So wurde Leipzig schwarz (und auch bunt)...

Bilder und Autorin: Ida

Bericht

FREITAG

Am Donnerstagabend ging es nach der Uni nach Leipzig, und nach dem Verlaufen und der kurzen Orientierung auf dem Gelände, da es meinerseits das erste Mal drinnen mit Bändchen war, konnte das Festival losgehen. Der Dresscode des Tages hieß viktorianisch, so war die erste Etappe das Viktorianische Picknick, wo man sofort den Eindruck bekam, man wäre im viktorianischen England gelandet. Überall prächtige Kleider, Venezianische Masken, Zylinderhüte und komische, bronzefarbene Geräte aus den vergangenen Jahren, wurde an diesem Tag getragen und präsentiert. Musikalisch fing der Freitag mit Opens internal link in current windowTHE 69 EYES in der AGRA-Halle an. Auch mit dem Spitznamen „The Helsinki Vampires“ bekannt, zählen die Finnen zu den Gothic Rock-Pionieren. Die Stimmung stieg sofort in die Höhe, als das Ganze mit dem von der Serie TRUE BLOOD bekannten Titelsong „Bad Things“ von JACE EVERETT anfing, und wie man von diesen erfahrenen Künstlern erwarten kann, blieb die Stimmung so auch während des Sets, indem es sowohl Altes als auch Neues dabei gab. Die Bühne zu betrachten wurde auch nicht langweilig – darum kümmerten sich die Jungs mit lustigen Posen von Jyrki69 und einer dynamischer und unterhaltsamer Show insgesamt.

Ein bisschen überschnitten trat auch FAUN am Freitag im Heidnischen Dorf auf. Das Gelände und die Musik passten zwar wunderbar zusammen, aber das Dorf war schon fast von dem Eingang so vollgestopft, dass man sich kaum umdrehen konnte und von Fotos nur träumen durfte. An sich war es ein starker Auftritt und ein paar Mal hätte man fast sagen können, das Publikum sei in Trance gefallen. Ein gutes Zeichen, aber nächstes Mal sollte so eine große Band einfach woanders auftreten, um mehr Leuten die Möglichkeit zu einem einwandfreien Genuss ihrer Kunst zu ermöglichen. Schließlich ganz am Ende begann es noch zu gießen und da machte ich mich auf den Heimweg.

SAMSTAG

Der Samstag startete mit den deutschen Horror-Metallern, Opens internal link in current windowTHE VISION BLEAK, im Kohlrabizirkus, der schön nahe an meiner Unterkunft in Leipzig lag. Nach dem Intro ging es los mit „The Night of the Living Dead“, zu dem man einfach nur mitmoshen muss. Insbesondere in den ersten Reihen hat das Publikum die Köpfe von Anfang an kräftig mitgeschüttelt und der Rest hat es auch ein Lied nach dem anderen mehr und mehr mitgerissen, spätestens bei den absoluten Hits „Kutulu!“ und „Wolfmoon“. The Vision Bleak gehört ohne Zweifel zu den Bands, bei denen es einfach eine Freude ist zu zuschauen, wie sie ihre volle Energie auf die Bühne bringen und ihre Fans nie enttäuschen – so auch an diesem Abend. Ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit.

Setlist:

Descend into Maelstrom

Night of the Living Dead

Carpathia

The Black Pharaoh II

Kutulu!

Wolfmoon

A Romance with the Grave

I Dined with the Swans

The Grand Devilry

Horror of Antarctica

Lone Night Rider

Deathship Symphony

Nachdem das Heidnische Dorf erkundet worden war, war die Richtung wieder die AGRA-Halle, wo der EBM-Headliner des Samstags Opens internal link in current windowLEÆTHER STRIP (auch Leather Strip) von Claus Larsen aus Dänemark auftreten sollte. Sein Projekt existiert seit 1988 und besitzt eine feste Fangemeinde, somit war es kein Wunder, dass die Halle recht voll geworden war. Als ein Ein-Mann-Projekt hatte er mit seinem Keyboarder und Ehemann Kurt Grünewald die ganze Bühne für sich, was für viele problematisch werden kann, wenn man alleine auf einer großen Bühne steht. Larsen hat es aber super geschafft, die ganze Bühne und den gesamten Raum mit seinen fast hypnotisierenden Beats und seinem schnellen Tanzen und Bewegungen zu füllen. Das Publikum tanzte, nickte und ging von Anfang an mit, und nicht zuletzt u.a. wegen „Evil Speaks“, „Strap Me Down“ und „Civil Disobedience“, die großen Applaus bekamen. Alles in allem ein gelungener Auftritt, der den Hörer einfach mitgerissen hat.

SONNTAG

Metal beim besten Wetter in der passenden Location im Heidnischen Dorf – was will man mehr? Opens internal link in current windowFJOERGYN, eine deutsche Metal-Band aus Jena, die sich nicht unter ein Genre einordnen lässt, stellte heute seine Kunst zur Schau und zum Hören. Auch eine schöne Menge von begeisterten Metalheads hatten sie angezogen, was auch daran liegen konnte, dass das Heidnische Dorf auch für nicht-WGT-Gäste zugänglich war, natürlich gegen eine Eintrittsgebühr. Fjoergyn öffneten die Show mit „Wie Jahr um Jahr“, darauf folgten „Betonlethargie“ von dem neuen Album „Monument Ende“ und „Katharsis“ sowie „Am Ende der Welt“, bei denen der Manager Ivo Raab schon gewohnterweise mit Gastvocals unterstützte. Hundertprozentig mit Gefühl und Geschick spielten sie ihr 60-minütiges Set durch, und einen guten Abschluss für den Gig gaben die neuen Songs „Monument Ende“ und als Encore „Antimensch“. Was man dazu noch sagen muss, dass Fjoergyn normalerweise etwas schwierige Livemusik ist, zumindest wenn man sich sonst mit der Musik nicht so auseinandergesetzt hat, aber Fjoergyn haben es geschafft, die Stimmung und Interesse bis zum Ende hoch zu aufrechterhalten, zumal ich, ein ergebener Clubgig-Fan, das Milieu einfach toll fand.

Nach diesem war mein persönliches Highlight, die New Wave/Industrial/Synthpop-Mischung Opens internal link in current windowTHE BIRTHDAY MASSACRE aus Kanada, dran.  Das exklusive Deutschland-Konzert hatte die Massen angezogen, wie zu erwarten war, und schon hinter dem visuellen Aussehen der Band birgt sich eine Idee: Die Farbe Violet ist für die Band ja schon etwas wie das Eddie für Iron Maiden, außerdem waren die Bandmitglieder komplett weiß angezogen bis auf die Solistin, Chibi, die ein schwarzes Kleid trug, was ein tolles Kontrastspiel schaffte. Das 90-minütige Set bestand vorwiegend aus ihrer neueren Produktion, was mich nicht besonders gestört hat, jedoch hat das Publikum nach „Red Stars“ einen lauten Beifall gespendet, das hieß wahrscheinlich: „Wir haben Lust auf mehr!“ Zum Glück mussten TBM diesen Teil der Zuschauer auch nicht enttäuschen, dank „Video Kid“, „Blue“ und als Encore „Sleepwalking“, das die schöne und energische Show noch aufrundete. Zwischen den Titeln haben Chibi und die anderen das Publikum immer wieder begeistert und alles auf der Bühne gegeben. Insbesondere am Anfang war die Beleuchtung etwas sehr düster hinsichtlich der Fotos, aber wenn es violett sein muss, gibt es keinen anderen Weg! Ich freue mich schon auf das nächste Mal.

Setlist:

Nightshift

Down

Control

Always

Red Stars

Video Kid

Lovers End

Forever

Pins and Needles

Alibis

Calling

In the Dark

Midnight

Leaving Tonight

The Long Way Home

Blue

Sleepwalking

Mit „Big Names“ ging es weiter, als es die Zeit war, den Abend im Agra mit Opens internal link in current windowLACRIMOSA abzuschließen, die kaum Vorstellungen benötigen. Gegründet von Tilo Wolff, existiert die Band schon seit 1990, und genießt den Pionierstatus des deutschen Alternative und Symphonic Metal. 1994 trat die finnische Anne Nurmi in die Band ein, und seitdem halten sie zusammen.

Sofort zum Anfang haben Lacrimosa mit guten alten Klassikern wie „Ich bin der brennende Komet“, „Schakal“, „Alleine zu zweit“ und „Not Every Pain Hurts“ begonnen und in Null Komma nichts hatte Tilo das Publikum verzaubert. Wo er nicht sang, hat er zügig und ganz präzise zu jedem Schlag des Schlagzeugs getanzt und sich bewegt und ist, oder zumindest sah es so aus, völlig in die Musik und in den Rhythmus verfallen. So etwas ist es immer schön anzuschauen, wenn der Künstler sich seiner Kunst ganz widmet. Auch Anne hat ihren Teil zur höchsten Zufriedenheit geleistet (immerhin war ich überrascht, als sie anfing, in Finnisch zu singen) und bekam ganz verdient lauten Applaus von den Zuschauern. Das einzige kleine Manko, zumindest ganz vorne, war der Sound, der mal ab und zu sehr laut war und diejenigen, die ihre Ohrstöpsel liegen gelassen hatten (wie ich), haben es deutlich verspürt. Nach einigen Songs und gewachsener Müdigkeit packte ich meine Ausrüstung und machte mich auf den Heimweg – schließlich sollte ich noch meine letzten Kräfte nach dem anstrengenden Tag für den vierten und letzten WGT-Tag sammeln.

MONTAG

Am Montag war die Richtung wieder der Kohlrabizirkus, wo ganz praktisch die drei letzten Bands dieses Berichts auftraten. Den Start für den Metalabend gab Opens internal link in current windowWOLFCHANT, eine deutsche Black/Folk-Metal-Band aus dem bayrischen Raum. Obwohl sie relativ fleißig auf der Tour sind, habe ich selbst sie an diesem Abend zum ersten Mal live erlebt und es gab so gut wie nichts zu beklagen. Sie haben überzeugend und professionell ihr Set gespielt, ohne zu vergessen, das Publikum standesgemäß zu begeistern und mitzureißen. Auch zwischen den Songs haben die Herren die Leute gut unterhalten – ich lache immer noch über Nortwins „Coca-Cola – lecker“, zumal man auf der Bühne meistens nur Bier- oder Wasserflaschen in den Händen der Musiker sah.

Nach kurzer Wartezeit trat Opens internal link in current windowKORPIKLAANI, die vielleicht ein bisschen verrückten Folk- oder auch Humppa-Metallern, aus der Heimat Finnland auf. Nach wie vor haben sie eine schöne Menge im Kohlrabizirkus angezogen und besitzen weltweit eh eine starke Fanbasis. Das neueste Album  „Manala“ wurde im August 2012 veröffentlicht und an dem war auch der Gig heute stark orientiert – zügig fingen sie mit den kräftigen Stücken „Tuonelan Tuvilla“ und „Ruumiinmultaa“ an, darauffolgend wurde es schon witzig, nämlich mit dem Cover-Song eines finnischen Musikers HECTOR „Juodaan Viinaa“, „Lass uns saufen“ auf Deutsch übersetzt. Das Publikum hatte bestimmt seinen Spaß und haben einen mächtigen Applaus gegeben. Die Jungs waren gut drauf, auch der neue Geiger Tuomas Rounakari und Akkordeonspieler Sami Perttula, der erste trat 2012 in die Band ein, als Jaakko Hittavainen die Band verließ. Ich habe auch schon Berichte gelesen, dass Rounakari nicht verrückt genug sei, habe aber keine Mankos festgestellt und es hat so gewirkt, als wäre er schon länger dabei gewesen. So auch Perttula, der seinen Teil super geleistet hat und dank dem Sound kamen ihre Instrumenten sehr gut zur Geltung. Obwohl der Schwerpunkt wesentlich auf den neueren Liedern lag, bekamen auch die Freunde des älteren Materials eine tolle Überraschung am Ende, nämlich Hits wie „Vodka“, „Wooden Pints“ und als Abschluss „Beer Beer“, die auch den Tanzfuß (und Kopf) der Widerwilligsten bewegt haben dürfte. Auch über die Ohrwürmer „Rauta“ und „Ievan polkka“ (ein altes finnisches Volkslied) hat sich das Publikum gefreut. Das Set bestand dieses Mal vorwiegend aus den finnischsprachingen Songs, was mich persönlich gefreut hat, weil sie Korpiklaanis Stärke sind, ist aber letztendlich eine Geschmackssache. Kiitos Korpiklaani!

Setlist:

Tuonelan Tuvilla

Ruumiinmultaa

Juodaan Viinaa

Midsummer Night

Kipumylly

Sumussa Hämärän Aamun

Husky Sledge

Viima

Uniaika

Lonkkaluut

Uni

Vodka

Ievan Polkka

Rauta

Wooden Pints

Pellonpekko

Beer Beer

So kam es die Zeit, das WGT abzuschließen. Dem Kohlrabizirkus gegenüber gab sich auch ULVER in der Kuppelhalle die Ehre und eine Weile musste ich überlegen, mit welcher Band ich die letzte Runde beenden würde. Obwohl man Ulver nicht jeden Tag in Deutschland sieht, habe ich mich trotzdem für Opens internal link in current windowENSIFERUM entschieden, und dies hat sich als eine richtige Entscheidung herausgestellt, darauf werde ich aber nicht näher eingehen. 

Ensiferum gehört zu den finnischen Bands, die eigentlich keine Vorstellungen benötigen. In meiner Jugend waren sie eine der Lieblingsbands und Gigs habe ich auch dementsprechend gesehen. 1995 hat der Gitarrist Markus Toivonen, heutzutage der einzige Gründermitglied, Ensiferum gegründet und die danach folgende Erfolgsgeschichte kennen wir ja. Das neueste Album „Unsung Heroes“ wurde im August 2012 veröffentlicht.

An diesem Abend gab es keine großen Überraschungen oder Enttäuschungen, was auch positiv oder negativ betrachtet werden kann. Die Show an sich war das echte Ensiferum, und vor allem der Bassist Sami Hinkka hat sich fleißig um die Stimmung unter dem Publikum gekümmert, beim Fotosanschauen musste ich teilweise laut lachen, was für Momente ich da eingefangen hatte. Das neue Album, woran das Set logischerweise an meisten orientiert war, war jedoch nie so meins und trotz häufigem Reinhören werde ich immer noch nicht damit warm. Es mag auch daran liegen, dass ich natürlich eher an die „Heimspiele“ von Ensiferum gewöhnt bin und somit keinen Wow-Effekt erlebt habe. Rein technisch aber war es auf jeden Fall ein gelungener Auftritt, die Zuhörer haben die Zeit völlig genossen, was am meisten zählt und ich konnte mich guten und ein wenig auch wehmütigen Gefühles auf den Heimweg machen.

Setlist:

Symbols

In My Sword I Trust

Guardians of Fate

From Afar

Burning Leaves

One More Magic Potion

Retribution Shall Be Mine

Stone Cold Metal

Ahti

Victory Song

Twilight Tavern

Iron

Fazit: Insgesamt ist das erste WGT-Erlebnis für mich positiv gewesen. Die Bands haben auf jeden Fall tolle Shows geleistet und die Organisation hat auch einwandfrei funktioniert. Die Security und Mitarbeiter waren stets hilfsbereit und freundlich, wenn ich Hilfe benötigt habe, dafür ein großes Dankeschön. Lob bekommen auch die Leipziger Verkehrsbetriebe für ihren logistischen Beitrag und die große Auswahl von Essen verschiedenster Art, was nicht immer der Fall ist. (Ich habe schon Festivals mit 4€/Stück Mikrowellenpizzen erlebt.)

Es gab jedoch zumindest einen Verbesserungspunkt, nämlich das Heidnische Dorf. Wenn dort große Namen wie FAUN auftreten, müsste es doch bewusst sein, dass die Location zu klein ist, zumal auch nicht-WGT-Gäste rein durften. Es macht keinem Spaß, wenn es fast zu einem Ellenbogenkampf kommt, sobald die Masse sich bewegt.

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